„Uns ist in alten mæren wunders vil geseit von helden lobebæren, von grôzer arebeit….“ So fingen einst, das wissen wir, Heldenepen an. Aber ist es heutzutage noch statthaft, in solcher Form zu schreiben? Nein, so etwas mache man nicht, meinte, so wird gemunkelt, Anne Webers angestammter Verlag S. Fischer – und lehnte ihr Manuskript ab. Mutiger war der junge Verlag Matthes & Seitz – und durfte sich zusammen mit der Autorin über den Deutschen Buchpreis 2020 für „Annette – Ein Heldinnenepos“ freuen, das vom Leben und aufrechten Gang der wirklich existierenden Französin Anne Beaumanoir kündet:
Sie ist sehr alt, und wie es das Erzählen will,
ist sie zugleich noch ungeboren. Heute,
da sie fünfundneunzig ist, kommt sie
aus diesem weißen Blatt zur Welt – …
Es sei „atemberaubend, wie frisch hier die alte Form des Epos klingt“, urteilte die Jury des Deutschen Buchpreises, bei dem sich Anne Weber überraschend gegen sehr starke Konkurrenz durchsetzte. „Die Kraft von Anne Webers Erzählung kann sich mit der Kraft ihrer Heldin messen“.
Anne Weber stammt aus Offenbach. Nach dem Abitur zog sie nach Frankreich, wo sie bis heute lebt. Ihre Bücher verfasst sie mal auf Deutsch und mal auf Französisch und übersetzt sie dann selbst in die jeweils andere Sprache.
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Bild: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Anne_Weber_Leipziger_Buchmesse_2017.jpg